Alphorn und Büchel 

Das Alphorn gehört zusammen mit Wilhelm Tells Armbrust und dem Edelweiss zu den schweizerischen Nationalsymbolen. Es wird in verschiedenen Längen hergestellt, was einen Einfluss auf die Stimmung hat. Je länger das Horn, desto tiefer der Ton.
Solange der Senn auf seiner Alp allein seine Kuhreihen blies, spielte die genaue Stimmung des oft selbst gefertigten Alphorns keine grosse Rolle. Eine einheitliche Stimmung ist aber notwendig, wenn man in Kleinformationen oder Gruppen mehrstimmig zusammen spielen will.
In der Alphornvereinigung hat sich das Alphorn in der Stimmung Fis/Ges durchgesetzt.
Die Alphornmacher bieten auf Wunsch aber auch längere oder kürzere Varianten in anderen Stimmungen an.
Auf dem links abgebildeten Vereinslogo ist ersichtlich, dass wir nebst dem Alphorn auch dessen kleineren Bruder, den Büchel pflegen.
Viele unserer Mitglieder spielen Büchel nebst dem Alphorn als Zweitinstrument und treten damit auch in zwei- bis dreistimmigen Kleinformationen auf.

Legende zum Ursprung des Alphorns

Das Alphorn sei, so berichtet die Sage, ein Geschenk von Geistern.

Vor langer Zeit habe ein junger Hirte mit dem Namen Res die Kühe auf der Balisalp im Haslital gehütet. In einer schönen Sommernacht, als der Hüterbub oben im Heu schon eingeschlafen war, wurde er von drei Fremden in der Sennerei geweckt.
Ein Riese hantierte am Käsekessel. Ein zarter, blasser Senne mit goldenen Haaren trug kleine Holzgeschirre voller Milch aus dem Milchgaden (Raum zur Aufbewahrung der Milch).
Am Feuer sass ein grün gekleideter Jägersmann, der düster in die Glut blickte. Er nahm ein Fläschchen aus seiner Tasche und goss blutrotes Käselab in die heisse Milch. Während der grossgewachsene Senne sie eifrig rührte, nahm der blasse einen seltsam geformten Holzstab zur Hand und machte vor der Hütte Musik, wie sie Res noch nie gehört hatte: Lange, gedehnte, schwermütige Töne erklangen, erhoben sich vom tiefsten Orgelton bis hinauf zum hellen Gejohle. Die Herden erwachten. Überall begannen die Kuhglocken zu klingen und passten lieblich zu den verhallenden Tönen des unbekannten Musikinstruments. Res wurde es wohl und weh ums Herz in der stillen Sternennacht.
Derweilen hatte der grosse Senne die Molke in drei Schüsseln abgefüllt und hiess den Hüterbuben eine zu wählen und zu trinken. Seltsamerweise war die eine Molke rot wie Blut, die andere grün wie Gras und nur die dritte weiss wie Schnee. Der Riese erklärte, die rote Molke gebe Kraft, Mut und Riesengewalt. Der Jäger aber empfahl dem Jüngling, die grüne zu trinken, denn dann seien die schönsten Alpen sein eigen. Der blasse Senne aber bot Res die weisse Molke an und versprach ihm dabei das Horn.
Der Hüterbub dachte an den Zauberklang und wählte die weisse Molke. Sie schmeckte wie köstliche Milch und als er das Geschirr absetzte, waren die Geister verschwunden. Das Feuer loderte noch einmal auf und erlosch. Aber neben der Feuerstelle lag das Alphorn. Der Morgen graute und Res ging ins Freie und blies ins Horn, ruhte nach einigen Tönen und hörte, wie sie im Echo zurückkamen wie Geisterstimmen.

Drunten im Haslital wunderten sich die Leute über die herrlichen Weisen und fragten sich, ob die Berge wohl zu singen angefangen hätten.

Geschichte in Kürze

Die früheste Abbildung eines ähnlichen Instrumentes in der Schweiz ist auf einem römischen Mosaik aus dem 2. Jahrhundert im waadtländischen Boscéaz in den Händen eines Hirten erkennbar. Es hat allerdings nicht die heutige gebräuchliche Form eines Alphornes und die Schweiz kann auch nicht beanspruchen, das Alphorn allein erfunden zu haben.
Ähnliche Hirtenhörner sind von Zentralasien bis nach Europa bekannt.
Das Alphorn war bis zum frühen 19. Jahrhundert das Werkzeug der Hirten. Es diente dazu, die Kühe von der Weide zum Stall zu rufen, wenn es Zeit zum Melken war. Ein Stich von 1754 zeigt, wie ein Hirte die Kühe beim Alpaufzug mit den Klängen des Alphorns für das letzte steile Wegstück motiviert.
Die Verwendung des Alphorns auf der Alp wird zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert häufig dargestellt.
 Auf einem Hinterglasbild aus dem Emmental (Kanton Bern) von 1595 wird das Alphorn geblasen, um die Kühe während des Melkens zu beruhigen.
Das Alphornblasen am Abend ist ebenfalls ein traditionelles Thema in der Kunst.
Dieses Spiel diente als Abendgebet und wurde vor allem in reformierten Kantonen ausgeübt, während in den deutschsprachigen katholischen Kantonen der Innerschweiz eher der Betruf verankert war.
Dass das Alphorn als Signalinstrument auch der Kommunikation mit den Sennen der benachbarten Alpen und mit den Leuten des Dorfes unten im Tal gedient hat, wird oft vermutet.
Während bei den Jagdhörnern zum Verblasen der Strecke jedem Tier eine gewisse Melodie mit Signalcharakter zugewiesen wird, sind solche Signale mit genau definierter Bedeutung für das Alphorn nicht belegt.
Mit Notenbeispielen ist hingegen belegt, dass der auf der Alp geblasene Kuhreihen wohl die Kernkompetenz der früheren Alphornbläser war.